Revitalisierung des City-C, Leverkusen

Lageplan City-C, Leverkusen

Das City Center C, errichtet 1968/1969 in der Leverkusener Innenstadt, gelegen zwischen Friedrich-Ebert-Str. und Europaring ist seit Jahren von einem hohen Leerstand der bereitstehenden Mietflächen betroffen. Gründe hierfür sind neben der 2010 fertiggestellten Rathausgalerie und dem ebenfalls 1968 errichteten, in direkter Nachbarschaft situierten City Center-A, ein mangelhafter baulicher Zustand, sowie eine nichtmehr zeitgemäße und – die Nutzung betreffend – kaum angemessene Architektur. Der vorherrschende hohe Konkurrenzdruck führte zu einer stetigen Abwanderung der Mieter, sodass sich das City-Center als unbelebter und nahezu trostloser Ort präsentiert. Der zweigeschossige, verwinkelte Einkaufskomplex ruht auf einer Tiefgarage und bildet formal den Sockel für zwei darauf stehende Hochhäuser mit Büronutzung und Wohnflächen. Die Hochhäuser sind – trotz des ebenfalls zu bemängelnden baulichen Zustands – nicht in vergleichbarem Maße von Leerstand und Verwahrlosung betroffen wie das City-C, dessen konzeptionelle Umgestaltung das primäre Handlungsfeld der Planung darstellt. Die verwinkelten, über Stege im 1. Obergeschoss miteinander verbundenen Gebäudeteile der Anlage weisen durchweg ein Gestaltungsdefizit auf. Die mangelnde Abdichtung der Bodenplatte zur Tiefgarage führte in den 1990er Jahren zwar zu Sanierungsmaßnahmen: Mit einer verglasten Stahl-Konstruktion überdacht blieb der erhoffte Mieteransturm auf die Flächen für Einzelhandel und Gewerbe jedoch aus. Die hohe Anzahl der Eigentümer, sowie die baulich nicht klar gefasste und ablesbare Anordnung der Gebäudeteile erschwerten in der Vergangenheit Versuche einer umfassenden und qualitativen Umgestaltung. Trotz seiner attraktiven Lage direkt an der belebten Fußgängerzone zwischen Rialto-Passage und Rathausgalerie verhindert die bestehende Architektur des City-C u.a. durch ein wenig einladendes, optisch stark gealtertes, tristes Erscheinungsbild eine potentiell hohe Besucherzahl.

Entwurf

Die Entwurfskonzeption sieht vor allem die Schaffung von Aufenthaltsqualitäten durch Teilabbruch des Bestands und die Neufassung der baulichen Gegebenheiten in eine einheitliche Architektursprache vor. Eben standen ein neues Nutzungskonzept sowie eine verbesserte Anbindung an die angrenzenden Straßenräume im Fokus der Umgestaltung. Gemäß dem städtebaulichen Gutachten von Prof. Walter Ackers zu den „Rahmenbedingungen der Anpassung der (…) Innenstadt Leverkusen-Wiesdorf“ besteht nachgewiesenermaßen ein hohes Einströmen von Passanten in den Innenstadtbereich über die Rialto-Brücke. Verstärkt wird dieser Umstand zusätzlich durch die, nur wenige hundert Meter entfernte Bahn und S-Bahn Station „Leverkusen Mitte“. Durch eine zusätzlich geschaffene Fußgängerbrücke (Achse Friedrich-Ebert-Str. – Europaring) auf Höhe des Sparkassengebäudes soll so ein Teil der Fußgänger und Radfahrer aus den, im Osten des Europarings gelegenen Stadtteilen in die Innenstadt geleitet werden. Durch den Anstieg des Durchgangsverkehrs ist mit einer höheren Belebtheit am Standort auszugehen, was in attraktiveren Mietflächen für den Einzelhandel und Gewerbe resultiert. 

Grundrisse

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss


Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Von der Rialto-Brücke kommend, stellte sich den Passanten bisher eine diffuse bauliche Situation dar. Durch den Abbruch von Teilbereichen des Bestands und somit der Formulierung einer klaren Gebäudekante, wird die davorgelegene Platzsituation betont und neu definiert. Zwischen der Rialto-Brücke, der angrenzenden innerstädtischen Fußgängerzone und Rathausgalerie vermittelnd, wird der Ort als „Stadtgelenk“ ausgebildet, welches die Menschen in die angrenzenden Strukturen und fortan auch in das City-C leiten soll. Das Citiy-C soll in Teilen gezielt als kulturelles Zentrum ausgebaut werden um so am öffentlichen Leben in Leverkusen teil zu haben. Aus diesem Grund werden die kleinteiligen Gebäudestrukturen (Achsen J-K; 10-16) abgebrochen und somit eine großzügige Platzfläche geschaffen, welches das Zentrum des Gebäudekomplexes darstellt. Üppig begrünt bietet er Aufenthaltsqualitäten und ist vielfältig bespielbar. So weist der Platz die Variabilität und Dimension auf, um Wochenmarkt, Teilen des Weihnachtsmarkts oder sonstigen städtischen Veranstaltungen einen angemessenen Standort zu bieten. Des Weiteren steht – neben den zahlreichen Veranstaltungssälen im Kulturbau – eine Freiluftbühne zur Verfügung. Die in den 1990er Jahren errichtete Stahl-Glas-Konstruktion wird zurückgebaut, die Abdichtung der Bodenplatte wird ausgebessert bzw. zu großen Teilen erneuert.

Ansichten_Schnitte

Auch im Bereich des Nutzungskonzepts sind konzeptionelle Änderungen vorgesehen: So wird der Anteil an Einzelhandelsflächen stark reduziert, da es am Standort – in direkter Nachbarschaft zur Einkaufsstraße und der neu-geschaffenen und mittlerweile etablierten Rathausgalerie nur eine überschaubare Nachfrage zu decken gilt. Eine Übersättigung des Innenstadtbereichs mit Ladenflächen scheint zudem auch aus Sicht der Stadtentwicklung wenig nachhaltig. Dem Platz zugewandt befinden sich im Erdgeschoss Einzelhandelsflächen, jedoch mit einer ausgeglichenen, deutlich kleinteiligeren Aufteilung. Des Weiteren sind an der Nordseite – zur Fußgängerzone gewandt – ein Hostel, sowie eine Gastronomienutzung vorgesehen. In dem Gebäudeteil welcher das Areal zum Europaring hin begrenzt, wird die Stadtbibliothek auf ca. 3000m² Fläche organisiert. Der süd-westliche Gebäudeteil wird als Kulturbau mit Veranstaltungs- und Ausstellungsräumen, sowie Künstler- und Musikerateliers ausgebildet. Die bereits im Bestand bestehende Idee der Verbindung der Gebäudeteile mittels Stegkonstruktionen  im 1. Obergeschoss wird ebenfalls aufgegriffen, jedoch klarer ausformuliert. So werden die vier Gebäude des City-C über einen begehbaren Grünzug, welcher sich aus der Kubatur herausschneidet, verbunden. Einblicke in die offen gestaltete Bibliothek und Teile des Kulturbaus sowie das Geschehen auf dem Platz im Zentrum der Anlage ermöglichen spannende Sichtbeziehungen.

Konstruktion

City-C Konstruktion

Die bestehende Tragstruktur in Stahlbeton Skelettbauweise sowie die vorhandenen Erschließungskerne werden erhalten und lediglich in wenigen Teilbereichen abgebrochen. Durch die Verwendung modular vorgefertigter Fassadenelemente wird das Bauvolumen nach den Abbrucharbeiten schnell und effizient geschlossen. Im Erdgeschoss kommt hierbei eine gedämmte Fertigbetonteilkonstruktion zum Einsatz. Das erste Obergeschoss wird durch das Anbringen einer Holzfassade bewusst vom Erdgeschoss abgehoben und soll so den Entwurfsgedanken des sich über die Kubatur ziehenden, verbindenden Grünzugs verdeutlichen. Aufgrund der unklaren Eigentümer- und Mietsituation und des fraglichen baulichen Zustands ist zu prüfen inwieweit sich eine Sanierung der beiden Hochhäuser realisieren lässt. Aus architektonischer Sicht ist jedoch eine Umgestaltung bzw. Modernisierung von Nöten, soll aber zunächst nicht Teil der Planung sein. Pauschal gibt dieses Umnutzungskonzept jedoch eine dringende Empfehlung zur Fassadensanierung beider Hochhäuser.
 

Visualisierung

CityC_vis02 CityC_vis05

Diese Arbeit entstand im Zuge des Studienmoduls ‚Projektentwicklung‘ in Zusammenarbeit mit S.Häfner, C.Anders und S.Mann. Bearbeitungsumfang: Standortanalyse / Konzeptdarstellung / Lageplan u. Freiflächengestaltung M1:500 / Grundrisse – Ansichten – Schnitte M1:333 / Konstruktionsplanung M1:50 / Visualisierung u. Modellbau, Wirtschaftlichkeits- u. Renditeberechnungen